Blended Learning – Zahlen, Daten und Fakten zu dem neuen E-Learning Trend

Das englische Wort »blended« könnte einigen aus der Herstellung von Whisky geläufig sein. Blended Whisky ist ein Verschnitt von unterschiedlichen Whiskysorten. Durch das Mischen der Sorten erhält man ein neues veredeltes Produkt, das wesentlich besser und hochwertiger ist als seine einzelnen Komponenten für sich allein.

Eben dieses Prinzip ist die Idee, die hinter dem Begriff »Blended Learning« steckt. Die einzelnen Komponenten, nämlich die Präsenzveranstaltungen und das E-Learning sind altbekannt und haben sich im Allgemeinen zwar gut bewährt, weisen jedoch unterschiedliche Schwachpunkte auf. Durch eine Kombination der beiden Lernformen entsteht ein ganz neues System, das viel flexiblere und effektivere Wege des Lernens ermöglicht. Diese Lernform vereint die Vorteile der Präsenzveranstaltungen und das E-Learnings und gleicht dabei deren Nachteile aus.

Die Vorteile von Präsenzveranstaltungen und das E-Learning im Einzelnen

Der wichtigste Vorteil der Präsenzveranstaltungen ist die Möglichkeit der Kontaktaufnahme zu Gleichgesinnten. Denn das natürliche Lernverhalten des Menschen setzt soziale Kontakte voraus. In der Gruppe und mit einem Dozenten vor Ort kann sofort auf die bestehende Thematik eingegangen werden. Eventuelle Missverständnisse können sofort besprochen werden. Durch den persönlichen Kontakt kann der Dozent die Teilnehmer besser einschätzen. Er lernt ihre Interessen und ihre Schwächen kennen und kann die folgenden Kurse besser vorbereiten. Die Teilnehmer bilden Gruppen und soziale Kontakte, die über die Veranstaltung hinausgehen und helfen sich gegenseitig.

Das E-Learning ist absolutes Kontrastprogramm. Es verzichtet gänzlich auf die sozialen Aspekte und schafft dadurch die Möglichkeit ganz auf die Bedürfnisse jedes einzelnen Individuums einzugehen. Diese Art des Lernens erfordert ein viel höheres Maß an Selbstständigkeit und Disziplin, entlohnt dafür aber auch entsprechend. Denn E-Learning ist unabhängig von Raum und Zeit und kann immer dann stattfinden, wenn es der Teilnehmer wünscht. Jeder kann die Lerninhalte seinem Bedarf gemäß anpassen und das Lerntempo selbst bestimmen. Ein höheres Maß an Flexibilität ist kaum möglich.

Was die »Veredelung« bewirkt

Die Veredelung, also die Anreicherung des E-Learnings mit Präsenzphasen schafft ganz neue Optionen. Diese zeichnen sich vor allem dadurch aus, dass sie die vorhandenen Schwachstellen füllen. Das Risiko von sozialer Isolation beim E-Learning wird beispielsweise durch die Präsensveranstaltungen aufgehoben. Im Gegenzug verleiht die Integration des E-Learnings den Präsenzveranstaltungen mehr Individualität. Das Lernen wird intensiver und tiefgründiger. Auch der Verbund der Medien wird dadurch ermöglicht.

Blended Learning steht für das Lernen durch Verstehen. Dieses Verfahren hat gegenüber dem reinen auswendig lernen viele Vorteile. Denn wenn der Lerninhalt verstanden wird, kann er auch in der Praxis problemlos angewandt werden und auch nach einer längeren Zeitspanne wieder abgerufen werden. Rein auswendig gelernte Sachverhalte werden schnell vergessen und können oft nicht in der Praxis angewandt werden. Integration ist ein wichtiger Aspekt des Blended Learnings. Zum einen wird der eine Bestandteil so in den anderen integriert, dass seine Vorteile die Nachteile des anderen kompensieren. Zum anderen wird der Lerninhalt so vermittelt, dass er vom Teilnehmer in sein Denken und Handeln integriert werden kann. Außerdem kann man Blended Learning durch deine flexible und individuelle Struktur sehr gut in die vorhandenen Gegebenheiten integrieren. So lässt sich auch sehr gut erklären, warum Blended Learning auf Deutsch Integriertes Lernen heißt.

Wo findet Blended Learning heute Anwendung

Blended Learning ist fast genauso alt wie das E-Learning selbst. Der heutige Stand der Technik, vor allem die des Internets und der Endgeräte machen diese Lernformen in einem ganz anderen Maß möglich. Dennoch hat sich das virtuelle Lernen nicht so schnell verbreitet und etabliert, wie es vor zwei Jahrzehnten prognostiziert worden ist. Das Vertrauen in diese Lernformen entwickelt sich langsamer als angenommen. Dies mag damit zusammenhängen, dass der Erfolg von Blended Learning stark mit dessen Qualität zusammenhängt. Ohne ein gut ausgearbeitetes Curriculum, einer guten Software und der Wahl der richtigen Medien leidet der Erfolg des Systems sehr. Zu einem weiteren Manko kann das hohe Maß an geforderter Selbstständigkeit werden, denn die beste Konzeption und die beste Software erbringen keinen Erfolg, solange die Eigeninitiative fehlt. Jedoch hat es Blended Learning geschafft sich in einigen Bereichen zu etablieren und ist aus diesen auch nicht mehr wegzudenken. Einige Universitäten und Fachhochschulen nutzen Blended Learning heute für bestimmte Lehrgänge. Die wichtigste Zielgruppe für Blended Learning sind momentan jedoch Großunternehmen, die individuelle Lösungen zur Vermittlung spezieller Lerninhalte suchen. In diesen Betrieben wird Blended Learning für die Weiterbildung von Mitarbeitern oder zur Vermittlung von Sicherheitsmaßnahmen angewendet. Laut dem Institut für Medien und Kompetenzforschung MMB-Trendmonitor sei Blended Learning heute die wichtigste Lernform für Unternehmen. Die Prognose der MMB besagt außerdem, dass sich dies in den nächsten drei Jahren nicht ändern werde. Für die Zukunft ist denkbar, dass die Verbreitung von Blended Learning in andere Bereiche exponentiell zu dessen Erfolg in der Wirtschaft wachsen wird. Je mehr Erfolg diese Lernform in den nächsten Jahren vorweisen kann, desto stärker wird sie sich in den kommenden Jahren ausdehnen und weiterentwickeln. Rein technisch ist die Welt bereit für das Blended Learning.

Der Ablauf des Blended Learnings

Es gibt keine feste Konzeption für den Ablauf des Blended Learnings. Der Ablauf und die eingesetzten Medien werden individuell vom Veranstalter festgesetzt. Nur die Tatsache, dass sich E-Learning Einheiten und Präsenzveranstaltung abwechseln ist immer gegeben. An einer Universität findet oft zu Beginn eine Präsenzveranstaltung statt, damit sich die Teilnehmer kennenlernen und soziale Kontakte knüpfen können. Bei dieser Gelegenheit werden auch der Ablauf und der Lehrplan erläutert. Im Wechsel finden dann selbstständiges E-Learning und Präsenzveranstaltungen in der Gruppe statt. In der E-Learning Einheit können Online-Veranstaltungen und Tele-Teaching zum Einsatz kommen. Ein Online-Forum kann betreuend zur Seite stehen. Lerninhalte können auch über Videos und Hörbücher vermittelt werden. In regelmäßigen Abständen werden die Lerninhalte dann geprüft. Unter anderem auch über Einsendeaufgaben, die im Anschluss zu Fernlehrbriefen folgen. Die Präsenzphasen können als Pflichtprogramm oder als freiwilliges Zusatzangebot vorliegen.

Der Einsatz von Medien beim Blended Learning

Es versteht sich von selbst, dass Blended Learning ohne Computer und Internet nicht funktioniert. Präsenzveranstaltungen funktionieren zwar auch wunderbar mit klassischen Medien, jedoch ist E-Learning ohne den Einsatz der neuen Medien in der Masse nicht möglich. Auch hier gilt, die richtige Mischung führt zum gewünschten Ergebnis, denn es gibt an sich kein Medium, das beim Blended Learning nicht angewandt werden kann. Eine ausgewogene Mischung aus traditionellen und neuen Medien schafft Abwechslung und Vielfältigkeit und erleichtert das selbstständige und effektive Lernen.

Wir haben auf YouTube ein tolles Video gefunden, in dem – leider auf Englisch – erklärt wird, wie Blended Learning in der Praxis funktioniert.

Dieser Artikel erschien auf lernsehen.com.